Dysarthrien stellen die häufigste Form neurologisch bedingter Kommunikationsstörungen dar. Einige der neurologischen Erkrankungen, die in besonders vielen Fällen Dysarthrien verursachen, betreffen dabei Kinder. Schätzungen zufolge leben allein in Deutschland mehr als 50.000 Kinder und Jugendliche mit einer Dysarthrie.


Kindliche Dysarthrien sind in den meisten Fällen bedingt durch Erkrankungen, die bereits vor der Geburt vorliegen oder im Zeitraum unmittelbar um die Geburt herum erworben werden. So stellen die Cerebralparese und das Down-Syndrom die häufigsten Ursachen für eine kindliche Dysarthrie dar. Seltener sind Erkrankungen ursächlich, die im Laufe der Kindheit erworben werden, wie z.B. Schädelhirntraumata, cerebro-vaskuläre Ereignisse oder Hirntumore (Murdoch, 2010, 2011; Yorkston et al., 1999).
Die Cerebralparese (englisch cerebral palsy, CP) ist mit einer Prävalenz von 2,4 pro 1000 Kinder die häufigste neurologische Erkrankung im Kindesalter (Hirtz et al., 2007).

Sie ist durch eine frühkindliche Hirnschädigung (d.h. Erwerb vor, während oder unmittelbar nach der Geburt) und eine komplexe motorische Behinderung gekennzeichnet (Lepage et al., 1998).

Mei et al. (2014) berichten, dass 90% der Kinder mit CP eine Dysarthrie haben.

  Die Sprechstörungen bei Down-Syndrom sind komplex.

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Kindliche Dysarthrien haben meist gravierende Auswirkungen auf die soziale Teilhabe und die Lebensqualität der Betroffenen (Dickinson et al., 2007; Fauconnier et al., 2009; Gröne, 2014; Ziegler & Vogel, 2010).
Früh erworbene Hirnschädigungen gehen häufig auch mit globalen sprachlichen Entwicklungsverzögerungen einher (de Langen-Müller et al., 2011; Weinreich & Zehner, 2008).
Bei früh erworbenen neurologischen Erkrankungen treten Dysarthrien zudem häufig im Rahmen einer Mehrfachbehinderung auf (Giel & Maihack, 2008) → siehe Besondere Herausforderungen.